Marktkommentar April 2025
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir bedanken uns für Ihr Interesse an unserem Marktkommentar.

Foto: Andi Werner
von Christiane Wenzel, CIO – Geschäftsführerin, Infinigon GmbH
Zwischen politischen Turbulenzen und selektiven Chancen
„Bekanntlich ist der Blick in die Vergangenheit klarer als im Augenblick des Sturmes.“
Liebe Leser,
Der April war geprägt von einschneidenden politischen Entscheidungen in den USA. Die ‚Ankündigung einer neuen US-Handelspolitik, insbesondere in Form angedrohter Strafzölle, löste an den globalen Finanzmärkten deutliche Reaktionen aus.
Handelkonflikte als Auslöser
Besonders auffällig waren folgende Entwicklungen:
• Ein klarer Trend zur De-Globalisierung zeichnet sich ab. Die USA forcieren den Rückzug aus globalen Zulieferketten und freien Handelsstrukturen – ein Signal, dem voraussichtlich weitere Staaten folgen werden.
• Die von den USA gegen zahlreiche Länder, insbesondere China, angedrohten Zölle könnten in einen umfassenden Handelskrieg münden. Aktuell sind diese Maßnahmen – mit Ausnahme chinesischer Waren – vorerst für 90 Tage ausgesetzt.
• Die globale Rolle des US-Dollars wird zunehmend hinterfragt, da wichtige Investoren wie China und Japan ihre US-Staatsanleihebestände abbauen.
• Der Abwertungskampf zwischen dem chinesischen Yuan und dem US-Dollar hat zu einer spürbaren Aufwertung des Euro geführt – mit deutlichen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Exporte.
• Der Rückzug bedeutender Investoren aus US-Treasuries führt zu einer Neuverteilung globaler Kapitalströme.
• Die erratische und schwer kalkulierbare Zollpolitik der US-Regierung erschwert Unternehmen weltweit die langfristige strategische Planung. Ironischerweise ist auch die US-Wirtschaft selbst von dieser Unsicherheit betroffen und dürfte konjunkturell an Dynamik verlieren.
Marktübersicht
Die geopolitischen Spannungen und das erratische wirtschaftspolitische Agieren der US-Regierung führten zu einer spürbaren Zunahme der Marktvolatilität. Kapitalströme verlagerten sich innerhalb kürzester Zeit – vor allem in Richtung Europa und Asien – was sich in deutlichen Ausschlägen an den Aktien-, Devisen- und zunehmend auch Kreditmärkten widerspiegelte.
Die Vereinigten Staaten, lange Zeit als Anker der Weltkonjunktur betrachtet, agieren derzeit eher als Unsicherheitsfaktor. Die Geschwindigkeit und teilweise überraschende Kommunikation der Maßnahmen haben Marktteilnehmer weltweit in Alarmbereitschaft versetzt.
Kreditmärkte unter Druck
Die seit zwei Jahren stabilen Kredit- und CLO-Märkte gerieten zunehmend unter Druck. Wie auch bei anderen Anlageklassen reagierten Banken prompt auf die gestiegene Unsicherheit und passten Geld-Brief-Spannen entsprechend an. Die Marktteilnehmer im Bereich Senior Secured Loans und Collateralized Loan Obligations (CLOs) agierten jedoch überlegt und mit bemerkenswerter Ruhe.
Im europäischen CLO-Markt kam es zu keinen massiven Abverkäufen. Verkäufe erfolgten selektiv, hauptsächlich in den Ratingkategorien AAA, AA und BB. Die wenigen gehandelten Positionen dienten dabei als Preisreferenz für die Bewertung ganzer CLO-Portfolios.
Während die Monate Januar bis Mitte März noch von außerordentlich hoher Nachfrage geprägt waren, stellt die aktuelle Marktkorrektur eine Reaktion auf die gestiegene Unsicherheit dar – zugleich aber auch eine notwendige Normalisierung nach einer überhitzten Marktphase.
Aktuell beobachten wir schrittweise eine Stabilisierung als erste Reaktion der Marktlevels nach einem „Spreadaufschlag“.
Gerade im Segment der Investment Grade CLOs eröffnen sich derzeit aussichtsreiche Chancen: Wir sehen die Möglichkeit, gezielt Positionen nahe Par aufzubauen, um die zukünftige Ertragskraft unserer Portfolios nachhaltig zu stärken.
Strategische Positionierung
In einem volatilen Umfeld zeigt sich der Wert eines strukturierten und bewährten Investmentansatzes. Wie bereits in früheren Krisensituationen – etwa während der COVID-19-Pandemie oder zu Beginn des Ukraine-Kriegs – setzen wir auch diesmal konsequent auf unsere langjährige Markterfahrung und fundierte Analysekompetenz. Ergänzt wird dieser Ansatz durch den Einsatz quantitativer Modelle und Stresstests, mit denen wir potenzielle Risiken frühzeitig identifizieren können. Eine disziplinierte Risikosteuerung mit klarem Fokus auf Substanz, Qualität und Liquidität bildet dabei das Rückgrat unserer Strategie. Bereits im Vorfeld der US-Wahlen haben wir die Portfoliostruktur gezielt angepasst, zyklische Risiken reduziert und die Allokation auf widerstandsfähige Marktsegmente ausgerichtet – und schaffen so eine stabile Ausgangsbasis für mögliche Marktschwankungen in den kommenden Monaten.
Ausblick
Wir erwarten, dass geopolitische Spannungen sowie geldpolitische Entscheidungen der großen Zentralbanken auch weiterhin maßgeblich prägende Einflussfaktoren für die Kapitalmärkte bleiben werden. In diesem Umfeld verfolgen wir einen vorsichtig optimistischen Ansatz und setzen dabei klare Prioritäten: den Erhalt von Wertstabilität und nachhaltiger Ertragskraft, die Sicherung von Liquidität zur Wahrung strategischer Flexibilität sowie die gezielte Nutzung taktischer Chancen – insbesondere im Kredit- und CLO-Bereich. Unser Investmentansatz bleibt dabei unverändert klar und konsistent: Volatilität ist kein Feind – sie ist eine Quelle von Chancen, wenn man gut vorbereitet ist.
CLO-Rendite
Die Anfang April durch globale Volatilität und Unsicherheit verursachte Ausweitung der CLO-Spreads sowohl in Europa als auch in den USA hat sich im Laufe des Monats wieder etwas zurückgebildet. Die Spreads haben sich stabilisiert, wenn auch auf normalisierten Niveaus nach der Überhitzung im ersten Quartal.




Trading Aktivitäten
Im April zeigten sich die US-CLO-Märkte äußerst aktiv mit einem rekordhohen Auktionsvolumen. Dieses Handelsaufkommen war vor allem durch Sell-Offs von schwächeren Kreditpools getrieben. Diese Dynamik führte zu einer spürbaren Ausweitung der Spreads als unmittelbare Folge der globalen Volatilität.
Der europäische CLO-Markt zeigte sich vergleichsweise robuster gegenüber der globalen Marktvolatilität. Zwar kam es auch hier zu einer gewissen Spread-Ausweitung, diese verlief jedoch kontrollierter und wurde überwiegend durch eine zurückhaltendere Nachfrage getrieben – Investoren waren weniger bereit, hohe Preise zu akzeptieren. Es fanden neben den Repositionierungen gezielte Markt-Tests durch limitierte Verkäufe statt, einige Auktionen resultierten allerdings in DNTs („Did Not Trade“). Die Nachfrage war selektiv und opportunistisch.


CLO-Neuemissionen und Refinanzierungen
Im US-Primärmarkt waren die Aktivitäten im April eingeschränkt. Die bereits zuvor erwähnten Sell-Offs im Sekundärmarkt, gepaart mit der hohen Volatilität und der starken Selektion der Investoren hinsichtlich Qualität und Liquidität, führten zu einer Verlangsamung bei Neuemissionen. Die Zurückhaltung der Marktteilnehmer spiegelte sich in der insgesamt schwachen Neuemissionsdynamik wider.
Auch im europäischen CLO-Primärmarkt war eine spürbare Zurückhaltung zu beobachten. Die Unsicherheit durch die globale Volatilität und die jüngsten Entwicklungen im Sekundärmarkt führten dazu, dass der Neuemissionsmarkt praktisch eingefroren war. Einige bereits angekündigte Transaktionen mussten Spread-Anpassungen vornehmen, um sich an die neuen Marktgegebenheiten anzupassen.
Am europäischen Markt wurden im April vier neue CLO-Emissionen mit einem Gesamtvolumen von 0,8 Milliarden EUR platziert. Resets oder Refinanzierungen fanden im April keine statt.
Seit Jahresbeginn beläuft sich das Volumen der Neuemissionen in Europa auf insgesamt 44 Transaktionen mit einem Gesamtwert von 18,9 Milliarden EUR. Zusätzlich wurden 32 Resets und Refinanzierungen mit einem Gesamtvolumen von über 12,7 Milliarden EUR durchgeführt.
In den USA wurden im April 35 neue CLO-Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von rund 16,1 Milliarden USD abgeschlossen. Zudem wurden 26 Resets und Refinanzierungen mit einem Volumen von 10,5 Milliarden USD realisiert.
Seit Jahresbeginn summiert sich das Volumen der Neuemissionen in den USA auf 146 Deals im Gesamtwert von 69,3 Milliarden USD, während Refinanzierungen und Resets insgesamt 252 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 110,9 Milliarden USD ausmachen.

CLO Besicherungspools (besicherte Unternehmenskredite)
Die anhaltende Schwäche der Finanzmärkte spiegelt sich auch in den Leveraged-Loan-Märkten wider, die im April negativ tendierten. In Europa fiel der Leveraged Loan Total Return Index um 0,40 %, während er in den USA ebenfalls einen Rückgang verzeichnete, allerdings in geringerem Ausmaß mit -0,05 %.
Der vergleichsweise mildere Rückgang in den USA ist auf das dort höhere Zinsniveau zurückzuführen, das die Preisbewegungen teilweise abfedert. Die Preisentwicklung – insbesondere der Rückgang und die anschließende Erholung im späteren Monatsverlauf – verlief in Europa und den USA weitgehend ähnlich.