
Jürgen Nott, CEO von Infinigon, lebt und arbeitet seit 2005 in New York City und findet im Alltag von „Big Apple“ immer wieder überraschende Parallelen zur Makro-Ökonomie, über die er hier berichtet.
Was tut sich in den USA – 31.08.2020
„Inside America“
Der Wahlkampf verschärft sich und die Fronten werden noch härter. Nicht nur in der Politik. Ich bin mit meiner Familie seit 2007 in den USA und habe vorher die USA gerne bereist. Egal wo man in den USA war, mit wem man gesprochen hat, ob Cowboy oder Investment Banker, es gab immer einen gemeinsamen Nenner – I am an American, proud of my country and this is my president.
Dass sich das seit D. Trumps Präsidentschaft (und bereits schon im vorigen Wahlkampf) fundamental geändert hat, lässt sich auch im Alltag erfahren. Der Straßenverkehr ist ja vielfach ein Spiegel der Gesellschaft und war in den USA immer geprägt von Rücksicht, Miteinander und Respekt. Diejenigen von Ihnen die bereits in den USA waren kennen die Situation am „4-way Stop Schild“ bei dem sich die Amerikaner bisher eher bemühten das der andere fährt, als jemandem die Vorfahrt zu nehmen. Was sich geändert hat, ist das mittlerweile Alltagsverhalten politisiert ist. New York Kennzeichen = gegen Trump, Maske tragen = gegen Trump, Pick Up fahren = für Trump, Patriotismus zeigen = für Trump. Vermeintlich dem einen oder anderen Lager zugeordnet zu werden reicht schon aus um Aggressionen auszulösen. Angehupt, geschnitten und beschimpft zu werden ist mittlerweile eine Alltagsbeobachtung. Aus dem Miteinander sind Fronten entstanden die bisher geltende gesellschaftliche Regeln außer Kraft setzen. Das die Nachrichtensender ebenfalls jede Neutralität verloren haben (sofern sie diese jemals gehabt haben), CNN = gegen Trump, Fox News = für Trump, hilft auch nicht gerade. Die Risse gehen durch alle Lebensbereiche, sind hochgradig destruktiv und wahrscheinlich nur bedingt umkehrbar. Aber wenn ich eines in New York gelernt habe ist es das Glas halbvoll zu sehen. In diesem Sinne Ihr Jürgen Nott.