nott’s notes

Jürgen Nott, CEO von Infinigon, lebt und arbeitet seit 2005 in New York City und findet im Alltag von „Big Apple“ immer wieder überraschende Parallelen zur Makro-Ökonomie, über die er hier berichtet.

Für Biden und die Demokraten wird es eng…

Auch wenn aktuell der Fokus von uns allen auf dem Ukrainekonflikt und dem damit verbundenen unermesslichen menschlichen Leid liegt, möchte ich ein paar Gedanken zur Lage in den USA mit Ihnen teilen.

von Infinigon GmbH

28. Februar 2022

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    Die Umfragewerte für Joe Biden sind nahe an historischen Tiefständen für amtierende Präsidenten obwohl die Wirtschaft brummt und im Februar fast 700.000 neue Jobs geschaffen wurden.

    Die Arbeitslosenrate liegt bei 3.8% und damit fast auf dem Vor-Pandemie-Wert. Wenn man diejenigen, die sich vom Arbeitsmarkt verabschiedet haben mit berücksichtigt herrscht Vollbeschäftigung. Auch die “Prime Age Labor Participation“ ist mit 82.2 % ausgesprochen hoch, wenn man auch hier den “The Big Resignation” Effekt berücksichtigt. Auch der Michigan Indikator war besser als erwartet:

    Dagegen sehen die Umfragewerte für Joe Biden katastrophal aus und die Midterm Elections sehen für die Demokraten auch nicht gerade ermutigend aus:

    Auch der historische Vergleich ist ernüchternd:

    Historisch stehen die meisten Amerikaner, auch wenn sich das seit dem Vorgänger von Joe Biden etwas geändert hat, hinter ihrem Präsidenten.

    Im Wesentlichen tragen sie die Entscheidungen in der Masse mit, allerdings machen sie ihren Präsidenten auch gnadenlos verantwortlich für alles, was in seiner Amtszeit passiert – und das unabhängig davon, ob er etwas dafür kann oder nicht

    “IT IS ON HIS WATCH”

    Für Biden heißt das, dass er aktuell drei Probleme hat die ihm angekreidet werden:

    • der missratende Abzug der Amerikaner aus Afghanistan
    • den Krieg in der Ukraine, den er nicht verhindert hat
    • die Inflation, der die Amerikaner ausgesetzt sind. Etwas ausgesetzt sein ohne etwas dagegen tun zu können ist für viele Amerikaner das schlimmste.

    Daher ist die Inflation für Biden eine Priorität auf der einen Seite, die begrenzten Möglichkeiten dies zu ändern aber auch das Dilemma.

    Dazu kommt, wie bereits im Dezember-Newsletter angemerkt, dass nicht nur die Ausgaben inflationsbedingt steigen, sondern das vermeintliche Equity-Vermögen in den Depots und Alterssparplänen, wie dem 401k, seit Monaten abschmelzen.

    68 % der Beschäftigten in der Industrie und 92% der Staatsdiener haben diese 401k. Durch Arbeitnehmer- und Arbeitnehmeranteile erreichen diese beträchtlichen Volumina bis zu mehreren hunderttausend USD. Diese Sparpläne sind fast ausschließlich in Aktien gehalten.

    Auch dass die Hypothekenzinsen in nicht mal einem Jahr von deutlich unter 3% (30 Jahre Festzins) auf über 4% gesprungen sind, wird auf den Häusermarkt durchschlagen, bzw. das Cash Out von House Equity (Wert des Hauses über dem Besicherungswert) erschweren. Alles in Allem wird dem Durchschnittsamerikaner spürbar Liquidität entzogen.

    Daher ist meine persönliche Sicht, dass es sich die FED nicht leisten können wird die Zinsen derart massiv anzuheben, auch weil die Maßnahmen bei einer angebots- und preisbedingten Inflation eher mäßigen Einfluss haben dürften und schnell zu einem unerwünschten Abwürgen des Konsums führen könnten.

    Ich wünsche uns allen und insbesondere den betroffenen Menschen in den Krisengebieten eine schnelle und menschliche Lösung des Konfliktes, die es dann den Bürgern auch erlaubt optimistisch in die Zukunft zu blicken.

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