nott’s notes

Jürgen Nott, CEO von Infinigon, lebt und arbeitet seit 2005 in New York City und findet im Alltag von „Big Apple“ immer wieder überraschende Parallelen zur Makro-Ökonomie, über die er hier berichtet.

When Bad News are Good News

Die FED will mit der späten, aber aggressiveren Geldpolitik die Nachfrage nach Arbeitskraft und Wohnraum verringern. Um damit die Immobilienpreise zu korrigieren sowie den Druck auf höhere Löhne zu reduzieren. Wesentliche Zielsetzung ist es eine mögliche Inflationsspirale über nachhaltig steigende Lohnkosten zu verhindern.

von Infinigon GmbH

13. Mai 2022

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    Aber auch wenn der Verbraucher anfängt zu streiken, werden beide Ziele über eine schwächere Wirtschaft erreicht. Damit wird die FED gar nicht dazu kommen die Geldpolitik so anzuziehen wie es aktuell von vielen erwartet wird und auch eingepreist ist. Wie steht es um den amerikanischen Konsumenten?

    Alle reden von der hervorragenden Situation, in der sich die Konsumenten in den USA befinden. Immer wieder wird auf „consumer are sitting on 2 billion USD more cash“ (als vor der Pandemie) verwiesen.

    Wenn man mal nachrechnet macht das nicht mal 7.000 USD pro Kopf aus. Es ist sicher eine Menge Geld, insbesondere wenn man es auf einen Haushalt hochrechnet. Allerdings sind die Kosten dagegen immens gestiegen. Bei meinem letzten Beitrag hatte ich recherchiert, dass die Amerikaner im Jahr 2020 123 Mrd. Gallonen Sprit getankt haben. Für dieses Jahr liegt die Schätzung bei 160 Mrd. Gallonen. Wenn man alleine die Preissteigerung von 3 USD/Gallone hochrechnet, ist fast eine halbe Billion schon durch die höheren Spritkosten weg. Wenn man dann noch die gestiegenen Kosten für Wohnen und Nahrung hinzunimmt, bleiben von den 2 Billionen USD oder 7.000 USD/ Kopf nichts mehr übrig.

    Dazu kommt, dass alleine am NASDAQ per 09. Mai seit dem Höchststand 4 Billionen USD Marktkapitalisierung vernichtet wurden.

    Die sogenannten MEME Stock Investoren (Retail Investoren / DayTrader) sind aktuell auf der Nulllinie was Profit angeht.

    Natürlich sind die Löhne gestiegen, aber bei einem Anstieg vom Durchschnittslohn von 3 USD ausgehend, sind das in einem Jahr gerade mal 7.200 USD vor Steuer, also circa 5.000 USD nach Steuern.

    Dass dem Konsumenten das Geld knapper wird, ist auch an der gestiegenen Kreditnachfrage nach „teuren“ Krediten abzulesen. Kreditkartenkredite sind „the last resort“, da diese nicht nur oft deutlich über 25% Zinsen veranschlagen, sondern auch den wichtigen Credit Score negativ beeinflussen. Die Inanspruchnahme des Kreditkartenkredits ist wirtschaftlich die teuerste Option und damit ein Indikator, dass die Kreditwürdigkeit des Konsumenten nach unten geht – rationales Verhalten vorausgesetzt…

    Die Federal Reserve hat gemessen, dass im März 2022 die Konsumentenkredite um 52 Milliarden USD gestiegen sind. „Revolving Credit“, worunter auch Kreditkartenkredite fallen, ist um über 21% gestiegen.

    Quellen: Federal Reserve (Chart zeigt 2003 – 4Q 2021)
    Die enthaltenen Aussagen zur Marktlage stellen unsere eigene Ansicht der geschilderten Umstände dar. Hiermit ist weder eine Allgemeingültigkeit noch eine Anlageberatung oder -empfehlung verbunden.
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