
Jürgen Nott, CEO von Infinigon, lebt und arbeitet seit 2007 in New York City und findet im Alltag von „Big Apple“ immer wieder überraschende Parallelen zur Makro-Ökonomie, über die er hier berichtet.
Zu Besuch bei der LSTA-Konferenz
Noch nie so erlebt...
Liebe Leser,
Letzte Woche fand in New York die renommierte LSTA-Konferenz statt und ich durfte mit dabei sein. In diesem Rahmen hatte ich mehrere persönliche Gespräche mit verschiedenen Loan- und CLO-Managern aus den USA.
Wie gewohnt, hatte ich meine Frageliste zuvor mit den Kolleginnen und Kollegen in Düsseldorf abgestimmt und war gut vorbereitet.
Was mich jedoch vollkommen überrascht hat, war die ausgesprochen defensive Haltung der amerikanischen Manager – fast schon entschuldigend mir gegenüber als Europäer.
Sie sind sich offenbar sehr bewusst, wie kritisch die Stimmung in Deutschland derzeit gegenüber der aktuellen US-Administration ist. Ein Manager berichtete sogar von einem Treffen in Kanada, bei dem explizit darauf geachtet wurde, dass beim anschließenden Dinner kein amerikanischer Wein serviert wurde.
In meinen über 20 Jahren im CLO-Geschäft habe ich eine solche Zurückhaltung seitens amerikanischer Loan- und CLO-Manager noch nie erlebt. Keiner der Gesprächspartner konnte, oder wollte, ein wirklich optimistisches Szenario aufzeigen – allenfalls Hoffnung prägte die Einschätzungen. Die Gespräche wie auch die generelle Stimmung lassen sich fast als von Ohnmacht geprägt beschreiben. Wie soll man auch planen, wenn es keine verlässlichen Rahmenbedingungen gibt?

Die derzeitige Lage
Ein weiterer Grund für die gedrückte Stimmung ist sicher auch die derzeitige Deal-Flaute: Weder auf der Private-Equity-Seite noch im Loan-Markt, oder im Bereich der CLO-Emissionen, tut sich derzeit viel. Auch die deutlich nachgebenden Aktienkurse von Private-Debt-Asset-Managern tragen zur allgemeinen Verunsicherung bei.
Stillstand im CLO-Segment
Im CLO-Segment herrscht weitgehend Stillstand: Die Arbitrage funktioniert aktuell nicht. Als die Loans bei 95/96 notierten, waren AAA-Tranchen zu teuer. Mittlerweile sind die Loans wieder im Preis gestiegen – allerdings eher bedingt durch technische Faktoren wie die Erwartung sinkender Zinsen. Viele sogenannte “Warehouses” sind offen, jedoch fehlt es derzeit schlicht an Möglichkeiten, CLOs am Markt zu platzieren.

Auch die wirtschaftlichen Indikatoren geben wenig Anlass zur Zuversicht: Sinkende Frachtraten, eine rückläufige Zahl an Frachtschiffen aus China in Richtung USA und Staus in chinesischen Häfen sprechen eine klare Sprache. Investoren die bereits in CLO Investmentstrategien investiert sind profitieren von der Traegheit des Marktes, da gute und attraktive CLO Investments länger im Bestand bleiben dürften.
Wer von Ihnen sich in Charts und Daten zum Thema
“How are US consumers and firms responding to tariffs?”
verlieren möchte, dem kann ich das aktuell “Apollo” Chart Book empfehlen.
Mein Fazit nach der Konferenz:
Eine spürbare Ohnmacht, äußerst defensive amerikanische Manager – und die Hoffnung, dass sich die Lage auf irgendeine Weise zum Positiven entwickelt.
Ihr
Jürgen Nott